open player

 



Rodach

guitarist - composer


   
 

Triophilia


Label: >> Jazzwerkstatt
UPC
Released: Juli 2009




Tracks


Credits



CD-Cover Triophilia


"In einer ungewöhnlichen Besetzung präsentieren Alan Bern, Michael Rodach und Paul Brody ein außerordentlich korrektes Stück zeitlose, unabhängige - vom Trend und von Überlieferungen weitgehend unabhängig - Musik. Alan Bern bedient das Tastenarsenal aus Akkordeon, Melodica und Piano, Michael Rodach vertritt als Gitarrist die Saitenzunft, Paul Brody markiert mitTrompete und Flügelhorn in die Luft geblasene Töne. Geht das überhaupt: von Traditionen unabhängig zu sein? Klingt "Tango Valeska" nicht stark nach andalusischer Basismusik, wenn Paul Brody frank und frei im Tango Nuancen des Flamenco freilegt? Und kommt "Heschel" nicht sogar der Bachschen Auffassung eines Trompetenkonzertes nahe? Alles richtig. Trotzdem dieser Dennoch-Einwand: Was klingt wie ein Anhängsel an dieses und jenes Vorbild, beweist sich bei näherem Hinhören als transparenter, (meistens) dem Wohlklang gewidmeter Baustein für eine Musik der Wiederbegegnung. Triophllla stellt sich dem Wunsch nach einer einfachen, aber nicht oberflächlichen, nach einer spannenden, aber nicht abenteuerlichen Musik. Vor Überraschungen ist man beim 2003 während der Berliner Festspiele gegründeten Trio nicht gefeit. Plötzlich trifft doch eine bekannte Melodielinie hervor - beispielsweise in "Bartoki", wo in einer flotten Synthese aus Experiment und erinnerter Bela Bartók-Musiksprache ein Blues erkennbar wird. Hier rennt Michael Rodach mit gewagten Gitarrenriffs den beiden anderen fast davon. Zum Reigen lädt "Angel Blue" ein: schwebende Tanzschritte, ostinater Rhythmus, aufreizende Melodie. Wer hier nicht im Takt mit dem Kopf nickt, der hat ... "
Jazzthetik, 2/2010, Klaus Hübner

"Berliner Skizzen
"Bitte", und da hakt Paul Brody noch einmal nach, "nicht erwähnen, dass es sich bei Triophilia um eine Klezmer-Kapelle handle. Journalisten machen da schnell einen Titel draus und das ist nur ein Einfluss unter vielen." Erstaunlich, dieser Vorbehalt. Er macht deutlich, mit welchen Schubladen ein Projekt wie Triophilia umgehen muss. Die organisatorische Vorgeschichte ist unspektakulär. Der Akkordeonist AIan Bern, einst geboren in Bloomington, Indiana, und künstlerisch großgeworden im New Yorker Experimentalumfeld, zog zu Mauerfallzeiten in die potentielle Kulturstadt Berlin. Der kalifornische Trompeter PauI Brody blieb auf der Suche nach den Wurzeln seiner Familie ebenfalls dort hängen, nahm gelegentlich für Tzadik auf und macht seitdem mal dies, mal das. Der Gitarrist Michael Rodach war eh schon vor Ort, arbeitet für Film, Theater, Hörfunk und leistet sich zuweilen Ausflüge in rockige, klassische oder eben kammerjazzige Gefilde. Anno 2003 schlug Peter Schulze den dreien vor, es anlässlich des Jazzfests mal zusammen zu versuchen. "Wie das so ist", meint Rodach, "fängt man als Projekt an, lotet aus, was miteinander möglich ist, arbeitet, und dann, durch gemeinsame Erfahrungen wie Verreisen, Auftreten, Aufnehmen, Zusammen-Kochen, wird aus dem Proiekt immer mehr eine Band. Bei manchen Formationen passiert das nie, aber bei uns ging es ziemlich schnell." Der Auftritt vor sechs Jahren war ein Anfang, dann wurde immer mal wieder geprobt, gekocht und diskutiert, bis die ]azzwerkstatt die Möglichkeit einer Aufnahme bot. Heraus kam eine typische Großstadthybride mit dem Charme eines Skizzenbuchs, die die Ideen dreier Künstlerwelten verknüpft. Da gibt es Soundtracks ohne Film ("Music For Fish"), einen Meta-Blues aus dem Geist europäischer Folklore ("Angel Blue"), neumusikalisch geimpften Tango, eine Prise Balkan, die Ahnung von Musette, Kinderliedhaftes und Klangerzählerisches, tendenziell molltrunken und ideologiefrei. Das wirkliche Ziel vor Augen fehlt, aber das stört kaum, denn Triophilia kann warten und wachsen. Zu tun, meint Rodach, gebe es eh genug: "Alan baut in Weimar eine Schule auf. Paul ist in Wien am Burgtheater, und ich schreibe gerade die Musik zu einem Krimi. Abgesehen davon gäbe es für einen Filmemacher, Choreografen, Regisseur nichts Besseres, als uns drei für die Musik zu engagieren." "
Jazzthing #82, 2/2010, Ralf Dombrowski

"Ein ganz anderes Album erscheint etwa gleichzeitig (mit "Seltsam erscheint unsere Lage"): Triophilia von den Herren Bern, Brody & (ja, genau) Rodach. Die Zusammenarbeit des Deutschen Rodach mit den beiden amerikanischen Kollegen ist eine besondere. Zum JazzFest Berlin 2003 hatte Peter Schulze - der damals neue künstlerische Leiter des Programms - die drei Berliner Musiker zur Zusammenarbeit im Trio angeregt. Dabei fällt zunächst die ungewohnte Besetzung ins Auge bzw. Ohr: Alan Bern an Klavier, wahlweise Akkordeon oder Melodica bildet eine Seite des gleichschenkligen Dreiecks, der Trompeter Paul Brody die zweite, und Michael Rodach vermittelt mit seiner Gitarre zwischen mehr- und einstimmigen Instrumenten. Ein kammermusikalisches Trio mit vielfältigen Optionen also. Wie in Bill Frisells Alben seit Nashville immer Americana die Tonlage setzt, bilden Berns und Brodys Hintergründe in der so genannten New Jewish Music das Fundament. Traditionsbezüge übrigens, die sie nach Berlin quasi re-importiert haben. Nicht ohne Grund fand das CD-Release-Konzert im Rahmen der "Discover US" - Reihe statt. Michael Rodach steuert zu diesem Grundsound Tonlage seinen elgenen "offenen Horizont" bei: die Weite von Strandspaziergängen oder Highwayfahrten in Richtung Sonnenaufgang. So klingt Triophlia bisweilen ähnlich nach Soundtrack wie Seltsam erscheint unsere Lage. Natürlich mit gänzlich unterschiedlichen Assoziationsfeldern. "Bartoki" übernimmt von Bela Bartok das Prinzip der Feldforschung als Quelle des musikalischen Materials. Doch das Forschungsgebiet von Bern, Brody und Rodach liegt quer zwischen elektrischem Blues und verspielt improvisatorischer Klangentwicklung. Greift Bern zum Akkordeon, wird mal eine folkloristische Tonsprache zitiert, wie z.B. im "Tango Valeska", oder die Rasterfahndung nach gemeinsamen Klangmischungen ausgerufen, wie in "Secret Cinema". Hier verweisen die drei Musiker wieder auf ihren CD-Titel Triophilia. Dass sie das gemeinsame Spiel im Trio mit all seinen Offenheiten und Mehrdeutigkeiten von Herzen lieben, überträgt sich unmittelbar auf Hörerin und Hörer. Und dann setzt sich auch noch "Angel Blue" als Ohrwurm in den Gehörgängen fest. Ja, auch ich liebe dieses Trio."
Jazzthetik 10/2009, Tobias Richtsteig

"Drei Musiker treffen sich, um gemeinsam zu musizieren. Das ist nichts Besonderes oder Außergewöhnliches. In der Jazzszene ist das der Alltag. Auch das klingende Ergebnis derartiger Begegnungen muss nicht zwangsläufig außergewöhnlich sein. Ganz anders im Falle der Begegnung von Alan Bern, Paul Brody und Michael Rodach. Eine Begegnung, die erstmals beim JazzFest 2003 stattfand und sich seither in loser Folge wiederholte.
Das hält diese Dreiecksbeziehung frisch und spannend. Der Gesprächsstoff geht den drei Musikern nicht aus, sie haben sich noch immer und immer wieder etwas Neues zu erzählen. Dennoch wohnt ihrer Musik absolut nichts Geschwätziges inne. Bern, Brody und Rodach konzentrieren sich auf das Wesentliche.
Die ungewöhnliche Besetzung
mit Akkordeon (Melodica, Piano), Trompete und Gitarre eröffnet vielfältige Klangmöglichkeiten. Jedes Instrument ist für Melodie, Rhythmus und Sound gleichermaßen verantwortlich. Jeder Musiker bringt seine kompositorischen Ideen ein, die dann von allen gemeinsam ausgeformt werden.
Die musikalischen Wurzeln, die Bern, Brody und Rodach in ihre, die gängigen Schubladen sprengende Musik einbringen, sind vielfältig. Bern verknüpft Jazz-Avantgarde, neue Musik und Klezmer, Brody die Tradition von Duke Ellington mit Klezmer und Rodach (als viel beschäftigter Komponist für Film, Hörspiel und Theater) Jazz, Blues, Rock und "Klangmalerei".
Dass das taufrische Album Triophilia bereits mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde, spricht für die Originalität und Qualität der Musik und für den erlesenen Geschmack der Jury."
Ulf Drechsel, RBB kulturradio
Bewertung: *****
www.kulturradio.de, 7.10.2009